Als ich vor fünf Jahren beschlossen hatte, meinen jahrzehntelangen Job im Bankenwesen aufzugeben, kamen viele Gedanken und Zweifel. Wie immer wenn man sich neuem zuwendet, entsteht Angst und Unsicherheit vor dem Unbekannten, und auch Mut und Zuversicht. Die Ambivalenz zwischen diesen Gefühlen, war mein oftmaliger Begleiter, in den verschiedenen Phasen meiner persönlichen Veränderung.
Sehr interessant war es für mich, festzustellen, wie sehr mein bisheriges Berufsleben meine Persönlichkeit geformt und bestimmt hatte. Dies wurde mir mit zunehmenden Abstand immer mehr bewußt.
In meinem früheren Leben war für mich nur wichtig, was man nachweisen und messen konnte. Karriere war für mich definiert, durch einen Job als Führungskraft, möglichst weit oben in der Hierarchie, und gut bezahlt. Konsum hatte einen hohen Stellenwert, und Urlaube sollten möglichst weit weg, an einem besonderen Ort verbracht werden. Eine Visitenkarte, mit Hinweis auf meine berufliche Bedeutung, schmeichelte mir. Müdigkeit und Erschöpfung wurden ignoriert, weil ich mich nur im Leistungs-Modus wohlfühlte. Ich gierte nach Anerkennung und Bestätigung, und war dadurch ein gut manipulierbares Mitglied unserer Gesellschaft.
Vieles ließe sich noch ergänzen, in dieser Liste der Verirrungen eines leistungsorientierten Babyboomers.
Ich habe seitdem eine spannende Reise von beinahe fünf Jahren hinter mir:
Ich habe gelernt auf die Signale meines Körpers zu achten.
Ich habe meine spirituelle Seite entdeckt, und glaube mittlerweile auch an Dinge, die man nicht messen und nachweisen kann, dafür aber spürt!
Karriere ist für mich heute ein ganz anderer Begriff. Ich verstehe darunter eine Freudvolle Entwicklung meiner Begabungen, und sinnstiftende Arbeit für mich, und meine Mitmenschen. Im Idealfall bedeutet das, die eigene Berufung zu leben.
Ich kann mich heute wohlfühlen, ohne ständig etwas leisten zu müssen. Ich kann mir Anerkennung zu einem Teil selbst geben, indem ich mich, über das handwerkliche Entstehen eines Werkstückes freue.
Ich erlebe es als faszinierend, mich den Dingen, die mich interessieren, mit der für mich nötigen Zeit und Intensität, widmen zu können. Die Tiefe bestimmt, und nicht mehr die Geschwindigkeit und Oberflächlichkeit.
Die Natur und meine Tiere machen mir immer wieder bewußt, wie schön und wertvoll das Leben ist.
Eine Meditation ist eine wunderbare Form der Entspannung und Reise zu mir selbst.
Das Erschaffen des NATURWALDHOFES war, für meine neue Identitätsfindung und meinen Selbstwert, wesentlich.
Materielle Dinge haben im Verhältnis zu früher, für mich eine untergeordnete Bedeutung.
Wertschätzung und Dankbarkeit sind Eigenschaften, die mich heute ausmachen.
Ich weiss jetzt wieviel Energie mich mein früheres Leben gekostet hat, und bin dankbar dafür, dass es mich zu meiner aktuellen Entwicklung geführt hat.
Ich glaube fest daran, dass man ein Leben lang lernen darf (muss), wie man lebt. Ina Regen hat dazu ein wunderschönes Lied geschrieben!